ErinnerungsKulturBrücken

 

Friedensprojekt von Nadja Thelen-Khoder
Kurzgeschichten mit Bildern für den Geschichtsunterricht

Nadja Thelen-Khoder hat uns einen Beitrag zugeschickt, den sie „Kurzgeschichten mit Bildern für den Geschichtsunterricht“ nennt und sich als Arbeitsmaterial in der Schule wünscht. „Manches einzelne Dokument im International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen sagt so viel, wenn man sich nur ein wenig Zeit nimmt, es zu lesen“, sagt sie und wünscht sich bestimmte Klassenfahrten. Denn auf der Suche nach Ermordeten (1) hat sie hunderte Listen mit zig Arbeitgebern und tausenden Zwangsarbeitern gefunden, und einige von ihnen könnten unter den Erschossenen und Erschlagenen sein.

       „Ich habe einen Traum: Eine Schulklasse fährt ins ITS nach Bad Arolsen, jeder schnappt sich einen Namen und versucht, möglichst viel über ihn herauszufinden. Bei manchen Namen kann man mehrere Schüler ansetzen; ,Iwan Kuzmin’ etwa ist so häufig, daß man eine ganze Schulklasse auf ihn allein ansetzen könnte, um den ,Mescheder’ herauszufischen“, sagt sie. Begraben liegen nämlich 201 von 208 Ermordeten namenlos auf Meschedes Waldfriedhof, den viele „Franzosenfriedhof“ (2) nennen, und es sieht so aus, als ließen sich mehrere Namen finden. „Im Exhumierungsbericht von 80 der 208 Ermordeten (3) sind ,Lohnabrechnungen’ und ,Ausweise’ erwähnt, der Bürgermeister von Suttrop gab am 7.9.1946 eine Eidesstattliche Erklärung ab, daß ,die gefundenen Papiere ... dem seinerzeit anwesenden amerikanischen Kapitän Meier ausgehändigt’ wurden, ,der diese angeblich der russischen Kommandantur übergeben wollte’ (4), und die „Umbettungsprotokolle“ des ,Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.’ mit den Nummern 88 und 102, ausgestellt am 10.8.1964, nennen auch zwei Namen.

 
Umbettungsprotokolle 64 und 88

Wenn man von Arnsberg, Meschede, Eversberg, Warstein oder Suttrop nach Bad Arolsen fährt, kommt man quasi an der Wewelsburg bzw. dem Vernichtungslager Niederhagen vorbei. Davon gab es 2017 nur noch wenige erhaltene Bauten in einem jämmerlichen Zustand, aber ein großes Denkmal auf dem ehemaligen ,Appellpatz’. Am 2. April finden dort jährlich Gedenkfeiern statt, die an den Tag der Befreiung erinnern, erzählte man mir.

Das Museum in der Wewelsburg bietet alles, was Herz und Verstand begehren. Neben vielen Ausstellungsstücken kann man viel Material erwerben, darunter den Begleitband zur ständigen Ausstellung, Endzeitkämpfer. Ideologie und Terror der SS’. Er enthält auf 464 großformatigen Seiten die Exponate und ihre Erklärungen und ist eine wahre Fundgrube.

Auch Andreas Pflocks ,Gerrit Visser (1894-1942). Von Hengelo nach Wewelsburg. Lebensstationen und Briefe des niederländischen Gewerkschafters aus nationalsozialistischer Gefangenschaft’ hat mich gepackt, und je konkreter die vielen Details sind, desto klarer tritt die eiskalte Logik hervor. Es waren eben keine ,Unfälle, die Einzelnen ,zustießen’.“

Und deshalb habe sie ihre „Kurzgeschichten mit Bildern für den Geschichtsunterricht“ geschrieben, deren Titel lauten:
1. „Mein Pole läuft sich die Füße kaputt.“
2. Mit 17 hat man noch Träume ...
3. Geliebt und unvergessen
4. „Bei uns gab es so etwas nicht.“ Freienohl
5. Ein Spaziergang in Bad Lippspringe entlang der Detmolder Straße
6. Die DEGUSSA und das Arbeitsamt Meschede
7. Tod infolge Auszehrung
8. Ernährungsstörungen
9. Selbstmord durch Erhängen
10. Beruf: Russe
11. Versichert bis 31.3.1945, gestorben 4.4.1944: Kurbanow
12. DEGUSSA beschwert sich
13. Twitalka Stadnik und Anna Tscherewko

„Ich fände gut, wenn wir gemeinsam nach den Ermordeten suchen könnten“, sagt die Enkelin eines Warsteiner Arztes, der russische Zwangsarbeiter in verschiedenen Lagern behandelte (5). „Manche von Ihnen hat mein Opa vielleicht mit eigenen Augen gesehen.“

Weiterlesen:

Anmerkungen:
(1) Eingabe für Internet Suchmaschinen: Nadja Thelen-Khoder Ein besonderes Erbe
(2) Eingabe für Internet Suchmaschinen: alle PDFs unserer Autorin Nadja Thelen-Khoder zum Thema “Franzosenfriedhof”
(3) Eingabe für Internet Suchmaschinen: Bericht über die Exhumierung von Ausländern in der Umgebung von Meschede Nadja Thelen-Khoder
(4) 2.2.0.1 / 82413822, ITS Digital Archive, Bad Arolsen
(5) Eingabe für Internet Suchmaschinen: Nadja Thelen-Khoder Patienten von Dr. Segin in Lagern

AFZ ETHNOS